Nyland Stiftung

Er wurde nur 30 Jahre alt und starb in einer New Yorker Psychiatrie. Das, was man von ihm weiß, wurde häufig fehlinterpretiert oder ganz verschwiegen. Georg Bühren hat das Schicksal des Hermann Kriege (1820-1850) in den Mittelpunkt eines Romans gerückt, der Fiktion und Wirklichkeit miteinander verknüpft. Kriege, 1846 die »Neue Welt« aufgebrochen, um dort für bessere, menschenwürdigere Lebensverhältnisse zu kämpfen. Eine Zeitlang schienen sich seine Hoffnungen zu erfüllen. Doch das Ende sah anders aus. Kriege starb geistig verwirrt in der New Yorker Heilanstalt Bloomingday Asylum. Wie er in das Pflegeheim kam, wusste er später nicht. Für ihn war es ein Gefängnis, erzwungene Isolierhaft. Erst allmählich dämmerte ihm die Erinnerung.

Er beginnt, Stationen seines Lebens Revue passieren zu lassen und aufzuschreiben. In der Erinnerung wird alles noch einmal lebendig: die ernüchternden Erlebnisse im Elternhaus, die ständige Auseinandersetzungen mit dem Vater (der den vermeintlichen politischen »Flausen« seines Sohnes kein Verständnis entgegenbrachte), der politische Aufstieg, die Begegnung mit bekannten Personen der Zeit- und Kulturgeschichte (wie Theodor Fontane, Bettine von Arnim, Ferdinand Freiligrath und Jodokus Temme), das Kennenlernen seiner Frau Mathilde und schließlich die Auswanderungen nach Amerika. In Wirklichkeit gibt es die Autobiografie Hermann Krieges nicht. Sie ist eine Erfindung des Autors Georg Bühren, der hier die Möglichkeiten nutzt, dem Leser mit adäquaten literarischen Mitteln eine ergreifende Geschichte nahe zu bringen. Herausgekommen ist dabei ein Buch über die manchmal zerstörerische Kraft von Ideen und Idealen. Denn der utopische Gefühlssozialismus, Lebenselixier und Triebfeder Krieges, bedingte auch sein tragisches Scheitern und seinen frühen Tod. Kriege stand zeitlebens zwischen allen Stühlen, war ein Getriebener, der nie zur Ruhe kam. Für eine kurze Zeitspanne war er im Mittelpunkt des politischen Geschehens und blieb doch Außenseiter.