Landfriede
- Autor
- Hannelies Taschau
- Herausgeber
- Walter Gödden
- VÖ-Datum
- 15.05.2012
- ISBN
- 978-3-89528-915-6
- Verlag
- Aisthesis
- Bandnr.
- 2
Aus der Kategorie Nyland Literatur
Landfriede
Anne und Schrager, sie freiberufliche Journalistin, er Lehrer, ziehen in die Provinz, ins Münsterland, in eine Einfamilienhaussiedlung am Rande einer Kleinstadt. Jenseits der Siedlung beginnen Felder, ein Schachbett in abgestuftem Grün bis zum Horizont. Es herrscht Lehrermangel, und Schrager hat ein verlockendes Angebot angenommen. Während er zielstrebig seine Karriere vorbereitet und sich bereitwillig anpasst, erleidet Anne, zuerst passiv und wie gelähmt, dieses neue Leben. Sie beobachtet, reagiert auf Reize, die an der Grenze des Wahrnehmbaren liegen und entdeckt das Zerstörerische, das sich im Normalen verbirgt. Sie erlebt, wie mit jenen verfahren wird, die diesen Landfrieden stören, was aus der rebellischen Jugend geworden ist, die sich zu Beginn der siebziger Jahre auch in der Provinz aufmachte, die Welt zu verändern, und sie begreift Schragers Liebe als unerbittlich (was gut ist für mich, ist auch gut für dich). Ein langsamer schmerzhafter Prozess beginnt, bis Anne endlich bereit ist, wegzugehen.
Das alles wird in einer scheinbar emotionslosen Sprache erzählt, die betroffen macht, die an die Techniken guter Filmemacher erinnert, an ihre aufs Detail gerichtete kalt geführte Kamera.
»Gegen eine bis zur Leblosigkeit vorentschiedene Welt, in der alles, die Dinge ebenso wie die Empfindungen, Beziehungen und Lebensvorstellungen tatsächlich existierender Personen, seinen unverrückbaren angestammten Platz hat, gegen diese abgedichtete und abgerichtete Welt schreibt Hannelies Taschau an« (Der Spiegel).
Hannelies Taschau, geboren 1937 in Hamburg, war mit 22 Jahren und ihrem GedichtbandVerworrene Route, erschienen in der Eremitenpresse des legendären V.O. Stomps, die Entdeckung auf der Frankfurter Buchmesse. Und sie tauchte ab. »Man muss aufhören sich essen zu lassen, wenn man am besten schmeckt, sagt Nietzsche«, sagt Taschau. Sie ging nach Paris, studierte, recherchierte, arbeitete bei einem Advokaten, schrieb den RomanDie Taube auf dem Dachund bekam den Förderpreis des Landes NRW.Landfriede, ihr zweiter Roman, erzählt von einer ungewöhnlichen Emanzipation aus der Geborgenheit. Ort und Zeit der Handlung ist ein aufstrebender Ort im Münsterland in den siebziger Jahren. Großes Kritikerlob, Lesereisen, Auftritte in Funk und Fernsehen bis zum Überdruss. Taschau tauchte ab. Leben. Und schreiben. Das ist die richtige Reihenfolge, sagt sie. Ihr Werk umfasst Lyrik (zuletztMännerkind), Romane (die bekanntestenDie Taube auf dem Dach,Landfriede,Dritte Verführung,Das Sommerhaus), Erzählungen (Nahe Ziele,Mein letzter Mannu.a.), Essays, Hörspiele, Feature. Sie erhielt Preise und Auszeichnungen, darunter den Nicolas-Born-Preis, den Arnsberger Kurzgeschichtenpreis, war zu Gast im Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia, Bamberg, und unterwegs für Goethe-Institute (Reykjavik, Oslo, Amsterdam, Brüssel u.a.).
Der vorliegenden Reprint wird ergänzt durch ein ausführliches Autorengespräch mit Hannelies Taschau, in dem sie aus heutiger Sicht auf ihr frühes Werk zurückblickt.