Nyland Stiftung

In der »Frankfurter Rundschau« wurde Kobus »einer der intelligentesten Vertreter seiner Zunft« genannt. Auch die Jury zum Wolfgang-Weyrauch-Preis stellte das sprachartistische Vermögen des Autors heraus, das von anderer Seite – positiv konnotiert – als »kaltes Kunsthandwerk« bezeichnet wurde. Die Jury des Ernst-Meister-Preises fand Gefallen am »spielerisch-konsequent durchgehaltenen, naiv-burschikosen und dabei auch selbstironischen Ton«. Die Texte überzeugten durch ihre »rhythmische Kraft, ihre große klangliche Intensität und die formale Sicherheit des Autors«. Der Lyriksammlung beigegeben ist ein Mail-Interview zwischen Kobus und Susanne Schulte, in dem Kobus Maximen seines Schreibens näher erläutert.

prolog

in meinen lungen anna lungern luchse.
ein fauchen wie aus dunklem unterholz. entlang
der atemwege lagern sie sich an und mehren
sich beim rauchen.

katzen anna ganz besonders wilde wehren
sich zuerst nicht mit den tatzen sondern mit der
sprache ihres körpers: aufgebäumter rücken
und die brust gebläht zum panzer. aufgestellte
nackenhaare rittersporn im unterholz. ganz
bewußt ein flacher atem weil alles andre stören
würde im verdeckten lauern auf den andren
körper.

anna. sowas fällt mir manchmal ein beim
rauchen wenn in meinen lungen luchse fauchen. (Prolog aus »ach anna. seufzerkalendarium«)

Nicolai Kobus wurde 1968 in Stadtlohn geboren. Er studierte Musikwissenschaften, Germanistik und Philosophie in Münster. Von 1993 bis 1998 war er Redakteur und Mitherausgeber der Literaturzeitschrift »Chiffre« in Münster und ist seitdem freier Musik- und Literaturkritiker, Werbetexte und freier Schriftsteller. Für seine Lyrik ist Nicolai Kobus mehrfach ausgezeichnet worden. www.nicolai-kobus.de