Geschichten und Figuren
- Autor
- Friedel Thiekötter
- VÖ-Datum
- 11.07.1997
- ISBN
- 978-3-87023-176-7
- Verlag
- Ardey
- Bandnr.
- 6
Aus der Kategorie Neue Westfälische Literatur
Geschichten und Figuren
Der vorliegende Band bietet so etwas wie eine »Best of«-Auswahl der Thiekötterschen Texte. Wir stoßen beispielsweise auf Prosa aus seiner frühesten Schaffensperiode, aus »Reisebekanntschaft«, Thiekötter Debüt aus dem Jahre 1974. Hierzu Jürgen P. Wallmann im Nachwort: »Die Prosastücke zeigen den damals noch kaum Dreißigjährigen als einen Autor mit genauem Blick für die Umwelt, für Irritationen in den menschlichen Beziehungen und für die Schwierigkeit, zu mehr als bloß oberflächlicher Kommunikation zu gelangen.« Bald darauf schwor Thiekötter dem Realismus ab – nicht jedoch der Gesellschaftskritik. In seinem Roman-Erstling ›Schulzeit eines Prokuristen‹ schildert er die Entwicklung eines Problemkindes zum angepassten Mitläufer. Der Text ist durchzogen von Reflexionen, inneren Monologen, Wachträumen und literarischen Anspielungen und schildert die Dressur eines Kindes bis zum Charakterkrüppel.
Friedel Thiekötter schrieb zu allen Zeiten auch Lyrik. Sein frühester Gedichtband stammt aus dem Jahre 1967: »Zum Beispiel Immergrün«. Es folgten »Kopfschatten« (1984), »Der Kaiser und der Photograph« (1991) sowie »Hermenfrevel oder Alkibiades auf Aigina« (2002). Auch hier schließen wir uns gern dem Urteil Wallmanns an: »Wer sich nicht auskennt in der Tradition der lyrischen Moderne, ihrem Sprechen auf wechselnden Sprachebenen, ihren zitierenden und persiflierenden Anspielungen, wird nicht ganz leicht Zugang finden zu diesen hochmanieristischen Texten, die so gar nicht gedacht sind zum einfachen Mit- und Nachempfinden. Sprachbewegungen, rhythmische Abläufe, das Mit- und Gegeneinander von lyrischem Ich und angerufenem Du sind wohl wichtiger als die Themen und Stoffe.« Beim letztgenannten Titel huldigt Thiekötter einmal mehr seiner südlichen Sehnsucht. Auf eine Weise, die zwischen literarischem Anspruch und bewusster Flapsigkeit changiert. Ein originelles Projekt, das vielerlei Bezüge herstellt und auf grandioser literarischer Versiertheit aufbaut.