Nyland Stiftung

Man wird von den zwei Gesichtern des Autors Walter Höher sprechen dürfen. Das erste ist volkstümlich-sprachwissenschaftlich geprägt. Es fußt auf Höhers Liebe zu seiner sauerländischen Mundart, die er vor dem Vergessen bewahren wollte. In diesem Sinne erforschte er seit Kriegsende die niederdeutsche Sprache seiner märkischen Heimat und wandte sich dabei vor allem dem niederdeutschen Liedgut zu. Daneben tat sich Höher als Verfasser einer (gesellschafts)kritischen Mundart hervor. 1999 legte er den Lyrik- und Prosaband Rüüm(e)straote vor, der wie ein Befreiungsschlag wirkte. Höher scheute sich nun nicht, mit Autorinnen und Autoren ins Gericht zu gehen, die mit ihren Texten eine ›heile Welt‹ vorgaukelten und damit den Eindruck erweckten, dass der niederdeutschen Literatur per se ein nostalgischer Touch innewohne. Orientierung boten Höher nun moderne Mundartautoren wie Norbert Johannimloh, Siegfried Kessemeier oder Georg Bühren. Mit dem vorliegenden Lesebuch ist die Intention verbunden, Höher aus dem Schatten solcher Vorbilder, die in der literarischen Öffentlichkeit weit bekannter sind, heraustreten zu lassen.