Gustav Sack Lesebuch
- Autor
- Gustav Sack
- Herausgeber
- Walter Gödden
- VÖ-Datum
- 15.05.2002
- ISBN
- 3-936235-01
- Bandnr.
- 2
- Auswahl
- Walter Gödden
Aus der Kategorie Kleine Westfälische Bibliothek
Gustav Sack Lesebuch
„Ich bin theoretischer Anarchist, richtiger Egoist, in erkenntnistheoretischer Beziehung Solipsist... - ich bin Künstler, der Krieg aber ist Spekulation, Kaufmannssache, Fürstensache - ... Mein Leben ist auf dem aufsteigenden Ast, verlöre ich es jetzt, so wäre es ein kleiner Anfang und ein großer Unsinn gewesen.“
(Gustav Sack)
Gustav Sacks (Schermbeck 1885-1916 Fina Mare, Rumänien) Werke werden zu den wichtigsten, bedeutendsten und eigenwilligsten Dokumenten des Expressionismus gezählt. Thomas Mann beklagte, dass »das kühn konzipierte Werk Torso geblieben ist, – ein Torso freilich, packender, als so manches Vollendete«. Mit diesem Urteil ließe sich Sacks gesamter Lebenslauf überschreiben. Sack war ein literarischer Einzelgänger, der es sich mit Gott und der Welt verdarb. Auch die frühe Wirkungsgeschichte seiner Werke ist ein einziges Desaster. Nicht ein einziges größeres Werk brachte er an den Mann, große Hoffnungen zerplatzen, schlagen in Wut um auf den seiner Meinung nach inzestiösen Literaturbetrieb. Sack wollte vor allem eines nicht: »Kitsch« schreiben. Und Kitsch war für ihn alles, was der damalige Literaturmarkt abwarf. Der konsequente Autodidakt und »theoretische Anarchist« hielt provokativ dagegen: mit einer suggestiven, vorwärtsdrängenden, direkten, fordernden, anmaßenden, distanzlosen, aus dem Gefühl heraus wie selbstverständlich hingeschriebenen Prosa; mit einer bildkräftigen, gelegentlich elegischen Lyrik (»Abzugskanäle, weil ich sonst nichts Vernünftiges schreiben kann«); mit einer Lebensphilosophie, bei der sich die Widersprüche der Zeit mit der eigenen, von pathologischer Weltuntergangsstimmung gepeinigten Natur überlagern.
Sacks Hauptthema war die Selbstvergewisserung im literarischen Text (»Wie Sie sehen, wieder subjektiv... Ich mag... ich kann nicht anders schreiben...«) und eine Generalabrechnung mit der zeitgenössischen Philosophie und Literatur (»Ich pfeife auf das, was sich Geist nennt! Das ist Lug, Mittel, Dunst ... Lieber verbauert, als vergeistigt...«). Sein bekanntestes Werk. der Roman »Der verbummelte Student«, kam auf über 20 Auflagen. Die Hauptfigur, Erich Schmidt, laboriert an der Zerrissenheit der Zeit. Er ist ein Weltverächter per se und endet, wie könnte es anders sein, im Selbstmord.
Sack wurde im halb westfälischen, halb niederrheinischen Schermbeck geboren. Nach vergeblichen Versuchen, im literarischen Leben Fuß zu fassen, ging er 1914 zum Militär. Er fiel 1916 bei einem Gefecht bei Fina Mare nahe Bukarest.