Fred Endrikat Lesebuch
- Autor
- Fred Endrikat
- Herausgeber
- Walter Gödden
- VÖ-Datum
- 01.01.2011
- ISBN
- 978-3-89528-808-1
- Bandnr.
- 21
- Auswahl
- Walter Gödden, Joachim Wittkowski
Aus der Kategorie Kleine Westfälische Bibliothek
Fred Endrikat Lesebuch
„Man hat mich gezwungen, der Menschheit anzugehören,
in einer Welt, die zum Weinen lächerlich.
Ich habe mir geschworen, mich nicht zu vermehren,
darüber verfüge und das bestimme ich.
Nun muß ich bis über den Nabel waten
durch dieses lustige Jammertal,
inmitten Advokaten und Diplomaten,
wie ein Klown ohne Maske im Karneval.“
(Fred Endrikat, aus dem Gedicht „Legitimation“)
Fred Endrikat (Nakel an der Netze 1890-1942 München) war ein Autor des breiten Publikums. Jenes Publikums, das allabendlich seine Kabarettprogramme besuchte. Und das waren – so hatte er es am liebsten – keine »feinen Pinkel«, sondern Menschen von nebenan. Er war ihr Held, jemand der durch seine Darstellungskunst und sein Improvisationstalent begeisterte. Ein Unterhaltungskünstler, der den Klamauk liebte und bei dem doch – unter dem Strich – die besinnlichen Töne dominieren.
Endrikats Verse sind gelenkig und niemals altbacken. Der Kunstanspruch tritt zwanglos, mal launisch, mal parodistisch und immer unreglementiert auf. Im besten Fall schließen Endrikats Verse mehrere Qualitäten in sich ein: sie rühen an, unterhalten, bewegen, regen zum Nachdenken an. Endrikat gilt als Meister der »heiteren Lebensbetrachtung«. Doch so unbeschwert, wie seine Texte auf den ersten Blick scheinen, sind sie nicht. Oft sind sie voller Verbitterung, Enttäuschung, gelegentlich scharfer Kritik. Zielscheibe seines Unmuts waren engstirniger Staatsgeist, Bürokratismus und Untertanengeist. Intellektuelles Getue war ihm ebenso zuwider wie Streber- und Philistertum. Endrikat verabscheute alles Künstliche, in der Kunst wie im wirklichen Leben.
Der Sohn eines Bergmanns wuchs gemeinsam mit sechs Geschwistern in Crange auf. Nach einer Schlosserlehre brach er die Arbeit als »Pferdejunge« auf einer Zeche ab, um sich durch erste Auftritte auf Kleinkunstbühnen der näheren Umgebung seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Seit seinem 18. Lebensjahr schrieb er Couplets, Chansons und Sketche, die von Bühnengrößen wie Claire Waldoff und Marita Gründgens gesungen und vorgetragen wurden. Dann wagte er sich selbst auf die Bretter, die die Welt bedeuteten. In den 1920er und 1930er Jahren stieg er zum gefragten Brettl-Solisten auf und tourte durch Deutschland. Daneben war er ständiger Mitarbeiter führenden Satire-Zeitschriften. Er gastierte im Berliner »Alt-Bayern« und im »Kadeko«, dem »Kabarett der Komiker« (ebenfalls Berlin), in dem auch Kabarettgrößen wie Werner Finck, Willi Schaeffers, Ernst Busch, Claire Waldoff, Theo Lingen und Roda Roda auftraten, und im Hamburger »Bronzekeller«. Endrikats Lieblingsbrettl war der hemdsärmelige Münchener »Simpl«, in dem er »ungezählte Male und auch in seinem letzten Engagement auftrat«. Endrikats Texte fanden Eingang in die Bändchen »Höchst weltliche Sündenfibel« (1940), »Liederliches und Lyrisches« (1940); »Der fröhliche Diogenes« (1942), »Sündenfallobst (1953) und «Das große Endrikat-Buch». Sie kommen auf eine Gesamtauflage von ca. 800.000 Exemplaren.