"Verrückt und nicht wenig eitel..."
- Autor
- Walter Gödden
- VÖ-Datum
- 10.03.2004
- ISBN
- 3-934872-69-7
- Verlag
- Pendragon
Aus der Kategorie Höredition Nyland
"Verrückt und nicht wenig eitel..."
Gustav Sack (1885 Schermbeck-1916 Finta Mare, Rumänien) vereinte in sich alle Merkmale eines charismatischen Helden oder besser: Anti-Helden. Für den Exzentriker und Vaganten war die Literatur ein Medium der Selbsttherapie. Er schrieb wie in Ekstase, um seine Gefühlswirren und Temperamentsausbrüche zu neutralisieren und abzukühlen. Seine Prosa und Lyrik bildeten, wie er sagte, ins Leere laufende »Trümmerfelder seiner Denkoperationen«. Sack endete als Gescheiterter. In persönlicher wie literarischer Hinsicht.Wie die Hauptfigur seines Romandebüts blieb er ein Leben lang ein »verbummelter Student«. Selbstdiagnose: Untauglich für das wirkliche Leben.
Diese Erkenntnis ewigen Scheiterns ist Gegenstand des vorliegenden Hörspiels, das sich auf authentische Quellen stützt. Es spielt im Lazarett in Lippstadt. Nach einem Zerwürfnis mit Vorgesetzten ist Sack dort im Sommer 1916 eingeliefert worden, um seine überspannten Nerven auszukurieren. Obwohl er jede Gewalt verabscheute, weiß er, dass er nach der Behandlung wieder in den Krieg ziehen muss, um seine Haut zu retten, will sagen: nicht zu verhungern. An eine Fortsetzung seiner vielen literarischen Pläne und Projekte ist unter solchen Vorzeichen nicht zu denken, was ihn immer mehr in die Verzweiflung treibt. Kurze Zeit nach der Behandlung wird er zum Kriegsdienst in Rumänien eingezogen. Er fiel wenig später in Fina Mare nahe Bukarest.
Im zweiten Teil der CD kommt Sacks Lyrik zu Gehör. Für sie gilt, was für Sacks gesamtes Oeuvre gilt: extreme Subjektivität, akute Nähe zu Nihilismus und Tod, die totale Verdammnis einer Kulturszene, die man »nicht genug verachten« könne.